Samuel Koch ist weit mehr als nur der junge Mann, der bei „Wetten, dass..?“ einen schweren Unfall erlitt. Er ist Schauspieler, Autor, Redner, Aktivist – und eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten im deutschsprachigen Raum. Seine Geschichte bewegt, inspiriert und regt zum Nachdenken an. Der Schicksalsschlag, der sein Leben für immer veränderte, machte ihn bekannt – doch sein Mut, sein Talent und seine Haltung machten ihn zu einem Vorbild. In diesem Artikel beleuchten wir sein Leben, seine Karriere und seine Botschaft, die weit über den Rollstuhl hinausgeht.
Der Unfall bei „Wetten, dass..?“
Der 4. Dezember 2010 markiert einen tragischen Wendepunkt in der Geschichte von „Wetten, dass..?“ und im Leben von Samuel Koch. Bei einem waghalsigen Stunt sollte der damals 23-Jährige mit Sprungstelzen über fahrende Autos springen – live im ZDF zur besten Sendezeit. Was als beeindruckende Mutprobe geplant war, endete in einer Katastrophe: Beim vierten Sprung stürzte Samuel schwer und blieb regungslos liegen. Die Sendung wurde erstmals in ihrer Geschichte abgebrochen.
Die Diagnose war niederschmetternd: eine Querschnittslähmung ab dem Hals abwärts. Für Samuel und seine Familie brach eine Welt zusammen. Doch anstatt sich aufzugeben, kämpfte er sich mit unfassbarer Willenskraft zurück ins Leben. Der Unfall machte ihn schlagartig bekannt – doch es war sein Umgang mit der Situation, der ihn zu einer Symbolfigur für Resilienz und Lebensmut machte.
Bis heute ist dieser Tag untrennbar mit seinem Namen verbunden. Doch Samuel Koch hat es geschafft, dass sein Leben nicht von diesem einen Moment definiert wird, sondern von dem, was er daraus gemacht hat.
Sein Leben mit Querschnittslähmung
Seit dem Unfall lebt Samuel Koch mit einer kompletten Querschnittslähmung. Er kann weder Arme noch Beine bewegen und ist dauerhaft auf Pflege und Assistenz angewiesen. Doch anstatt sich in der Opferrolle zu verlieren, stellte er sich der Herausforderung – mit einer Mischung aus Disziplin, Glaube und einem erstaunlichen Sinn für Humor.
In zahlreichen Interviews, Büchern und Vorträgen spricht er offen über die Höhen und Tiefen seines Alltags: vom Zähneputzen mit Hilfe über die Herausforderungen in der Partnerschaft bis zu den kleinen Triumphen des Alltags. Sein Ziel ist es, das Thema Behinderung aus der Tabuzone zu holen und zu zeigen, dass ein erfülltes Leben auch im Rollstuhl möglich ist.
Koch kritisiert die Barrieren in der Gesellschaft – physisch wie mental – und plädiert für ein neues Bild von Inklusion. Er ist nicht der „arme Junge im Rollstuhl“, sondern ein Künstler, ein Denker, ein aktiver Gestalter seines Lebens. Seine Querschnittslähmung ist ein Teil von ihm – aber längst nicht alles.
Schauspieler am Staatstheater Darmstadt
Viele waren überrascht, als Samuel Koch nach seinem Unfall Schauspieler wurde – und doch war genau das sein ursprünglicher Traum. Noch vor dem Unglück hatte er an der renommierten Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover studiert. Und er setzte sein Studium – mit großer Unterstützung – trotz Querschnittslähmung fort.
Heute steht er regelmäßig auf der Bühne, unter anderem am Staatstheater Darmstadt. Dort spielte er bereits in verschiedenen Stücken bedeutende Rollen, oft mit kluger Inszenierung, die seine körperlichen Einschränkungen kreativ einbezieht. Seine Präsenz auf der Bühne ist stark, intensiv, glaubwürdig – und sie zeigt, wie Schauspielkunst auch jenseits klassischer Körperideale funktionieren kann.
Sein Talent, seine Stimme, seine Mimik – all das schafft eine starke Bühnenpräsenz. Samuel Koch bricht mit Konventionen und erweitert das Verständnis von Theater. Er sagt selbst: „Nicht der Körper spielt, sondern der Mensch.“ Und genau das beweist er Abend für Abend.

Die Liebe zu Sarah Elena Timpe
Ein weiterer bewegender Aspekt in Samuel Kochs Leben ist die Liebe zu Sarah Elena Timpe. Die Schauspielerin lernte er während seiner Schauspielausbildung kennen – sie spielte an seiner Seite, half ihm, unterstützte ihn. Aus Kollegialität wurde Freundschaft, aus Freundschaft Liebe.
2016 heirateten die beiden. Ihre Beziehung steht für Vertrauen, Geduld und gegenseitigen Respekt. In der Öffentlichkeit zeigen sie sich zurückhaltend, aber immer wieder gewähren sie Einblicke in ihren gemeinsamen Alltag. Besonders beeindruckend ist, wie sie miteinander umgehen – mit Zärtlichkeit, Ehrlichkeit und Humor.
Sarah ist nicht „nur“ Partnerin, sondern auch Assistentin, Unterstützerin und Inspiration. Gemeinsam zeigen sie, dass Liebe keine körperlichen Grenzen kennt. Dass Intimität, Nähe und Partnerschaft auch unter schwierigen Bedingungen möglich sind – wenn zwei Menschen sich wirklich begegnen.
Diese Beziehung ist ein starkes Zeichen gegen alle Vorurteile über Behinderung und Partnerschaft. Samuel und Sarah leben, was viele nicht für möglich halten – und tun das mit Herz und Würde.
Sein Glaube und sein Engagement
Ein zentraler Anker im Leben von Samuel Koch ist sein Glaube. Er ist bekennender Christ und spricht offen über seine Spiritualität. Der Glaube hat ihm geholfen, den Unfall zu verarbeiten, Hoffnung zu schöpfen und seinen Lebensmut zu bewahren.
In seinen Büchern und Vorträgen beschreibt er, wie er durch das Vertrauen in Gott Sinn findet – auch in Leid und Schmerz. Er betont jedoch, dass sein Glaube kein „Wundermittel“ sei, sondern ein täglicher Prozess. Es gehe nicht darum, alles zu verstehen, sondern darum, nicht aufzugeben.
Neben seiner spirituellen Überzeugung engagiert sich Samuel Koch auch gesellschaftlich. Er unterstützt Projekte für Inklusion, ist Schirmherr verschiedener Stiftungen und setzt sich für ein realistisches Bild von Behinderung ein. Seine Stimme wird gehört – in Talkshows, auf Kirchentagen, bei Lesungen und auf Social Media. Er nutzt seine Bekanntheit, um Hoffnung zu verbreiten – aber auch, um Missstände anzusprechen.
Sein Glaube und sein Engagement sind keine PR-Strategie, sondern Ausdruck einer tiefen Überzeugung: dass jeder Mensch eine Würde hat – unabhängig von Leistung, Aussehen oder Mobilität.
Samuel Koch als Autor
Nicht nur auf der Bühne und in der Öffentlichkeit ist Samuel Koch aktiv – auch als Autor hat er sich einen Namen gemacht. Seine Bücher sind Bestseller, weil sie ehrlich, klug und inspirierend sind. Sie erzählen nicht nur seine Geschichte, sondern liefern Denkanstöße, Impulse und Trost.
Sein erstes Buch „Zwei Leben“ erschien 2012 und schildert eindrucksvoll seinen Weg vom Sportstudenten zum querschnittgelähmten Schauspieler. Es folgten weitere Werke wie „Rolle vorwärts“ oder „StehaufMensch!“, in denen er seine Gedanken über das Leben, über Krisen und über Glück teilt.
Koch schreibt mit Tiefgang, aber ohne Pathos. Er appelliert an die Leser, ihr eigenes Leben zu hinterfragen – und Verantwortung für das eigene Glück zu übernehmen. Seine Worte sind klar, bewegend und voller Hoffnung. Literaturkritiker loben seine Authentizität und den philosophischen Ansatz, der sich durch seine Werke zieht.
In einer Zeit voller Oberflächlichkeiten sind seine Bücher wie stille Gespräche mit einem klugen Freund – ehrlich, unbequem und unglaublich ermutigend.
Ein Vorbild für Resilienz und Mut
Was Samuel Koch auszeichnet, ist seine unglaubliche Resilienz. Er ist kein Mensch, der sich von einem Schicksal definieren lässt – sondern einer, der sich davon formen lässt. Er hat nicht nur überlebt, sondern lebt – und das mit einer Intensität, die beeindruckt.
In Schulen, bei Kongressen, in Fernsehsendungen – überall, wo er auftritt, hinterlässt er Spuren. Nicht, weil er bemitleidet wird, sondern weil er Menschen berührt. Weil er ehrlich ist, sich selbst nicht zu ernst nimmt, aber das Leben dafür umso mehr.
Samuel Koch ist nicht perfekt. Er kämpft mit Schmerzen, mit Frust, mit Erschöpfung. Aber er steht immer wieder auf – bildlich gesprochen – und macht weiter. Für viele ist er ein Leuchtturm in dunklen Zeiten, ein Beweis dafür, dass Menschlichkeit, Glaube und Mut stärker sind als jedes Unglück.
Er ist das lebende Beispiel dafür, dass aus einem Sturz etwas Großes entstehen kann – wenn man den Willen hat, weiterzugehen.