Der Begriff carried interest steht im Zentrum der Vergütungsstruktur vieler Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds. Es handelt sich dabei um die Gewinnbeteiligung, die Fondsmanager oder General Partner (GP) erhalten, wenn ein Investment erfolgreich ist und eine zuvor definierte Renditeschwelle überschreitet. Dieses Modell soll sicherstellen, dass die Interessen der Investoren, also der Limited Partner (LP), und der Fondsmanager bestmöglich aufeinander abgestimmt sind. Carried Interest ist damit nicht nur ein finanzielles Instrument, sondern auch ein Anreizsystem, das Spitzenleistungen fördern und langfristige Wertsteigerung im Portfolio begünstigen soll. In der Praxis ist diese Form der Beteiligung meist auf 20 Prozent der Gewinne festgelegt – jedoch nur für den Teil, der über eine gewisse Hürde hinausgeht, etwa eine sogenannte Hurdle Rate. Das bedeutet: Erst wenn das Investment einen bestimmten Mindestgewinn für die Investoren erzielt hat, erhält der Fondsmanager einen Anteil am zusätzlichen Gewinn. Dadurch wird sichergestellt, dass die Manager nur dann profitieren, wenn auch die Investoren erfolgreich sind.
Wie funktioniert Carried Interest in der Praxis?
Das Prinzip von carried interest ist einfach, aber wirkungsvoll: Der Fondsmanager erhält eine Erfolgsbeteiligung, wenn die Performance des Fonds bestimmte Bedingungen erfüllt. In der Regel investieren Limited Partner das Kapital, während die General Partner das Investmentmanagement übernehmen. Wenn der Fonds Gewinne erwirtschaftet, erhält der General Partner zunächst nichts, bis die Investoren ihre Einlage plus eine Mindestverzinsung – beispielsweise acht Prozent – zurückerhalten haben. Erst danach tritt der Carried Interest in Kraft. Der Manager erhält dann typischerweise 20 Prozent der übersteigenden Gewinne, während die restlichen 80 Prozent weiterhin den Investoren zufließen. Dieses Modell ist weltweit verbreitet und stellt sicher, dass der Fondsmanager nicht nur durch Verwaltungsgebühren profitiert, sondern echte Anreize hat, durchdachte, langfristige und wachstumsorientierte Investmententscheidungen zu treffen. Gleichzeitig profitieren Investoren von einer strikten Erfolgsorientierung der Manager.
Die Entstehung und Entwicklung von Carried Interest
Die Ursprünge von carried interest reichen bis in die Schifffahrtszeit des Mittelalters zurück, als Kapitäne einen Anteil am Gewinn aus dem Verkauf der transportierten Güter erhielten – als Entlohnung für das Risiko und die Verantwortung, die sie übernahmen. In der modernen Finanzwelt wurde dieses Prinzip in den 20. Jahrhundert auf Private Equity und Venture Capital übertragen. Seither hat sich carried interest als Standardmodell für erfolgsbasierte Vergütung etabliert. Insbesondere seit dem Boom der alternativen Investments in den letzten Jahrzehnten ist Carried Interest aus der Welt der Kapitalanlagen nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche Fondsmanager weltweit arbeiten heute mit diesem Modell, da es sowohl Anreize für Performance schafft als auch ein Gefühl von Partnerschaft zwischen Kapitalgebern und -verwaltern entstehen lässt. Dennoch ist das Modell nicht unumstritten – vor allem steuerlich wird es immer wieder diskutiert, da die Vergütung nicht als Einkommen, sondern in vielen Ländern als Kapitalgewinn versteuert wird.
Vorteile und Kritikpunkte von Carried Interest
Ein wesentlicher Vorteil von carried interest besteht in der Ausrichtung der Interessen zwischen Investoren und Fondsmanagern. Da Manager erst ab einer bestimmten Rendite beteiligt werden, besteht ein starker Anreiz, strategisch kluge und renditestarke Investments zu tätigen. Zudem fördert das Modell ein unternehmerisches Denken auf Seiten der Manager, da sie wie Mitunternehmer an den Erfolgen ihrer Arbeit teilhaben. Die Kritik am Modell zielt vor allem auf die steuerliche Behandlung ab. In vielen Ländern – darunter auch Deutschland und die USA – wird carried interest steuerlich wie Kapitalertrag behandelt, was zu einer niedrigeren Besteuerung im Vergleich zu regulärem Arbeitseinkommen führt. Kritiker fordern daher, dass diese Form der Vergütung ebenfalls dem regulären Einkommensteuersatz unterliegt. Befürworter halten dagegen, dass carried interest ein unternehmerisches Risiko belohnt und daher wie eine Kapitalbeteiligung behandelt werden sollte. Die Debatte ist komplex und wird auch in Zukunft weiterhin politische und wirtschaftliche Diskussionen prägen.

Carried Interest und die Hurdle Rate – ein Zusammenspiel
Der Zusammenhang zwischen carried interest und der Hurdle Rate ist entscheidend für die Ausgestaltung eines fairen und leistungsorientierten Vergütungsmodells. Die Hurdle Rate legt fest, ab wann der Fonds als erfolgreich gilt – beispielsweise bei einer jährlichen Mindestverzinsung von acht Prozent. Nur wenn diese Hürde überschritten wird, kann Carried Interest gezahlt werden. Das bedeutet, Fondsmanager erhalten keine Gewinnbeteiligung, wenn sie lediglich eine durchschnittliche oder marktkonforme Rendite erzielen. Sie müssen eine überdurchschnittliche Performance erbringen, um am Gewinn beteiligt zu werden. Diese Kopplung an eine Hürde verhindert, dass Manager sich bei moderater Performance überproportional bereichern. Sie schafft zudem Vertrauen bei den Investoren und macht die Performance Fee zu einer fairen Belohnung für echten Mehrwert. In der Praxis ist das Zusammenspiel von Hurdle Rate und Carried Interest ein zentrales Element der Fondsstruktur und muss bereits zu Beginn der Investition klar geregelt werden.
Carried Interest als Anreizsystem für langfristigen Erfolg
Ein gutes Anreizsystem ist ein Schlüssel zum Erfolg in der Investmentwelt – und carried interest erfüllt diese Funktion auf ideale Weise. Während Management Fees meist fix sind und unabhängig von der Performance gezahlt werden, hängt der Carried Interest direkt vom Erfolg ab. Das motiviert Fondsmanager, nicht nur kurzfristige Gewinne zu erzielen, sondern langfristige Strategien zu verfolgen. Besonders bei Private-Equity-Investitionen, die oft über mehrere Jahre laufen, ist diese langfristige Orientierung von zentraler Bedeutung. Manager, die am Erfolg partizipieren, sind eher bereit, Risiken einzugehen, die sich über Zeit auszahlen, anstatt lediglich auf kurzfristige Optimierung zu setzen. Das macht carried interest zu einem leistungsfähigen Steuerungsinstrument, das nicht nur die Rendite der Investoren steigern kann, sondern auch zur gesunden Entwicklung der Portfoliounternehmen beiträgt.
Carried Interest im internationalen Vergleich
Weltweit gibt es unterschiedliche Regelungen zur Handhabung von carried interest. In den USA wird Carried Interest als Kapitalertrag behandelt und unterliegt somit einem reduzierten Steuersatz, was regelmäßig Gegenstand politischer Diskussionen ist. In Europa ist die Besteuerung uneinheitlich geregelt: In einigen Ländern wird carried interest ebenfalls als Kapitalgewinn besteuert, in anderen hingegen als Arbeitseinkommen – mit entsprechend höheren Abgaben. Die steuerliche Behandlung beeinflusst sowohl die Attraktivität des Fondsstandorts als auch die Höhe der erwarteten Rendite. Fondsmanager berücksichtigen diese Unterschiede bei der Wahl ihres Standorts, und Investoren analysieren die daraus resultierenden Nettorenditen genau. Trotz aller Unterschiede bleibt das Prinzip des carried interest weltweit ähnlich – als erfolgsabhängige Komponente, die überdurchschnittliche Performance belohnt.
Fazit: Carried Interest als Herzstück leistungsorientierter Fondsstrukturen
Carried interest ist weit mehr als nur eine Erfolgsprämie – es ist ein integraler Bestandteil moderner Investmentstrategien und ein zentrales Instrument zur Steuerung von Leistung und Verantwortung im Fondsmanagement. Es verbindet die Interessen von Investoren und Managern, schafft Anreize für überdurchschnittliche Performance und trägt zur nachhaltigen Entwicklung der investierten Unternehmen bei. Trotz kontroverser steuerlicher Diskussionen bleibt carried interest ein bewährtes Modell, das weltweit zum Einsatz kommt. Wer sich mit Private Equity, Venture Capital oder alternativen Investments beschäftigt, sollte die Mechanik und Bedeutung von carried interest unbedingt verstehen. Denn nur wer weiß, wie Anreizsysteme funktionieren, kann erfolgreiche Investmententscheidungen treffen – sowohl als Investor als auch als Fondsmanager.