Daniel Craig zählt zu den markantesten und facettenreichsten Schauspielern seiner Generation. Berühmt wurde er insbesondere durch seine Rolle als James Bond, die er zwischen 2006 und 2021 in fünf Filmen verkörperte. Doch hinter dieser ikonischen Darstellung steht ein Schauspieler mit einer bemerkenswerten Karriere, einem tiefgründigen künstlerischen Hintergrund und einer Leidenschaft, die weit über Agentenrollen hinausgeht. Craig hat es geschafft, sich als Charakterdarsteller in unterschiedlichsten Genres zu behaupten und wurde sowohl von Kritikern als auch vom Publikum für seine Vielseitigkeit gefeiert.
Kindheit, Jugend und künstlerischer Ursprung
Daniel Wroughton Craig wurde am 2. März 1968 in Chester, einer Stadt im Nordwesten Englands, geboren. Sein Vater Timothy John Wroughton Craig arbeitete zunächst im Stahlbau und führte später eine Kneipe, während seine Mutter Olivia Dana Williams Craig als Kunstlehrerin tätig war. Nach der Scheidung seiner Eltern im Jahr 1972 wuchs Craig zusammen mit seiner Schwester in einem künstlerisch geprägten Haushalt bei seiner Mutter auf. Sein Stiefvater Max Blond war ein lokaler Künstler, was den jungen Daniel stark beeinflusste. Bereits früh entwickelte Craig ein Interesse an Schauspiel und Theater. Mit sechs Jahren begann er erste Erfahrungen auf der Bühne zu sammeln, wobei seine Mutter seine Leidenschaft aktiv förderte. In seiner Jugend lebte die Familie zunächst in Liverpool und später in Hoylake auf der Halbinsel Wirral. Dort besuchte Craig verschiedene Schulen, war sportlich aktiv und spielte Rugby im Hoylake Rugby Club. Trotz seiner sportlichen Ambitionen zog ihn die Welt der darstellenden Künste zunehmend in ihren Bann. Im Alter von 16 Jahren traf er eine mutige Entscheidung: Er brach die Schule ab und schloss sich dem renommierten National Youth Theatre an. Diese Phase markierte den Beginn seiner professionellen Laufbahn. Schon bald zog er nach London, um seine Ausbildung an der angesehenen Guildhall School of Music and Drama zu beginnen. Dort studierte er von 1988 bis 1991 Schauspiel und absolvierte eine intensive künstlerische Ausbildung, die ihn mit anderen zukünftigen Stars wie Ewan McGregor und Orlando Bloom in Kontakt brachte. Während seiner Studienzeit sammelte er Bühnenerfahrung, insbesondere am traditionsreichen Old Vic Theatre, einem der bekanntesten Theaterhäuser Großbritanniens.
Frühe Karriere und Aufstieg in der Filmwelt
Nach Abschluss seiner Ausbildung begann Daniel Craig zunächst mit Engagements am Theater und übernahm bald auch kleinere Filmrollen. Sein Leinwanddebüt feierte er 1992 mit dem Drama „Im Glanz der Sonne“. Schon bald zeigte sich, dass Craig nicht nur ein Bühnendarsteller war, sondern auch vor der Kamera durch seine starke Präsenz überzeugen konnte. Ein erster größerer Erfolg gelang ihm 1996 mit der BBC-Miniserie „Our Friends in the North“, die ihm landesweite Bekanntheit einbrachte. In den späten 1990er-Jahren etablierte sich Craig weiter mit Rollen in anspruchsvollen Produktionen wie „Elizabeth“ (1998), in dem er neben Cate Blanchett zu sehen war, sowie in dem Kriegsfilm „Der Schützengraben“ (1999). Sein Talent blieb auch internationalen Regisseuren nicht verborgen. So trat Craig in Hollywoodproduktionen wie „Lara Croft: Tomb Raider“ (2001) und „Road to Perdition“ (2002) auf, in letzterem spielte er an der Seite von Tom Hanks eine düstere Rolle als Gangstersohn. Für seine Darstellung im britischen Film „Some Voices“ wurde er im Jahr 2000 bei den British Independent Film Awards als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Zudem wurde er auf der Berlinale als vielversprechender europäischer Nachwuchsschauspieler mit dem Shooting-Star-Award geehrt. Den endgültigen Durchbruch schaffte Craig mit dem Kriminalfilm „Layer Cake“ (2004), der in Großbritannien ein Kassenschlager wurde. In diesem Film spielte er einen anonymen Drogenhändler, der sich aus dem Geschäft zurückziehen möchte – eine komplexe und gleichzeitig charismatische Figur, die Craigs darstellerische Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellte.

James Bond – Eine neue Ära beginnt
Im Oktober 2005 verkündete die Filmgesellschaft offiziell, dass Daniel Craig die Nachfolge von Pierce Brosnan als James Bond antreten würde. Diese Entscheidung sorgte weltweit für Aufsehen und war nicht unumstritten. Viele Fans der Reihe zweifelten daran, ob Craig, der bis dahin eher als Charakterdarsteller bekannt war, den legendären 007 glaubhaft verkörpern könnte. Kritiker bemängelten sein Äußeres, bezeichneten ihn als „zu blond“, „nicht charmant genug“ oder gar als „zu gewöhnlich“. In den Boulevardmedien wurde er spöttisch „James Bland“ genannt. Dennoch bekam er Rückendeckung von prominenten Vorgängern wie Sean Connery und Roger Moore sowie von anderen Branchengrößen wie Christopher Lee. Mit dem Film „Casino Royale“ (2006), der auf dem ersten Bond-Roman von Ian Fleming basiert, bewies Daniel Craig allen Zweiflern das Gegenteil. Er präsentierte einen raueren, verletzlicheren und zugleich entschlosseneren Bond, der sich deutlich von den vorherigen Darstellungen abhob. Das Publikum war begeistert, Kritiker lobten seine intensive Performance, und die Londoner Times bezeichnete ihn sogar als den „authentischsten Bond“ der Geschichte. Für seine Rolle erhielt er eine BAFTA-Nominierung – als erster Bond-Darsteller überhaupt. Craig setzte mit seiner Darstellung einen neuen Maßstab. Es folgten die Filme „Ein Quantum Trost“ (2008), „Skyfall“ (2012), „Spectre“ (2015) und „Keine Zeit zu sterben“ (2021), wobei jeder Film weitere Facetten seiner Interpretation offenbarte. Besonders „Skyfall“ wurde zu einem der erfolgreichsten Bond-Filme aller Zeiten und offenbarte auch emotionale Tiefen, die zuvor selten thematisiert wurden. Craig scheute keine körperlichen Herausforderungen – etwa bei den aufwendigen Stunts, die er oftmals selbst ausführte. Bei den Dreharbeiten zu „Spectre“ verletzte er sich am Knie und musste operiert werden – dennoch setzte er die Produktion fort. Mit „Keine Zeit zu sterben“ verabschiedete sich Craig nach 15 Jahren und fünf Filmen von der Rolle des James Bond – ein Abgang, der weltweit als würdiger Abschluss einer Ära gefeiert wurde.
Vielfalt in Filmrollen – Zwischen Dramatik, Action und Krimi
Auch abseits seiner Rolle als Bond bewies Daniel Craig eine enorme schauspielerische Bandbreite. 2005 spielte er in Steven Spielbergs Film „München“ einen israelischen Agenten des Mossad, der im Rahmen der Olympischen Spiele 1972 eine Rachemission durchführt – eine anspruchsvolle Rolle, die auf wahren Begebenheiten basiert. Im Jahr 2007 übernahm er die Rolle des Lord Asriel in der Verfilmung von Philip Pullmans Fantasy-Roman „Der Goldene Kompass“. Später verkörperte Craig in David Finchers Thriller „Verblendung“ (2011) die Hauptfigur Mikael Blomkvist, basierend auf der Bestseller-Reihe von Stieg Larsson. Im Science-Fiction-Bereich war Craig ebenfalls aktiv, unter anderem mit dem Film „Cowboys & Aliens“. Ein humorvolles Detail seiner Karriere ist sein geheim gehaltener Auftritt als Sturmtruppler in „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ (2015), der später von Fans als Anspielung auf Bond als „JB-007“ bezeichnet wurde. 2019 feierte er mit dem Kriminalfilm „Knives Out – Mord ist Familiensache“ großen Erfolg. Als exzentrischer Privatdetektiv Benoit Blanc wurde Craig für einen Golden Globe nominiert. Die Fortsetzung „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ erschien 2022, und erneut zeigte er sein komödiantisches Talent sowie seine Liebe für komplexe Rollen. 2024 wurde Craig erneut für einen Golden Globe nominiert, diesmal für seine Hauptrolle im Historiendrama „Queer“, das auf einem autobiografischen Roman von William S. Burroughs basiert.
Persönliches Leben und soziales Engagement
Im privaten Bereich zeigt sich Daniel Craig zurückhaltend und medienfern. Von 1992 bis 1994 war er mit der schottischen Schauspielerin Fiona Loudon verheiratet. Aus dieser Ehe stammt seine Tochter. Danach war er mehrere Jahre mit der deutschen Schauspielerin Heike Makatsch liiert und später mit der US-Produzentin Satsuki Mitchell. Seit 2011 ist er mit der britischen Schauspielerin Rachel Weisz verheiratet, mit der er seit 2010 liiert ist. Gemeinsam haben sie eine Tochter, die 2018 zur Welt kam. Craig und Weisz leben sowohl in London als auch in New York. 2010 kaufte das Paar ein Apartment im New Yorker Stadtteil Tribeca, und 2019 nahmen sie zusätzlich die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Abseits des Rampenlichts engagiert sich Craig für gesellschaftlich relevante Themen. Er ist Vorsitzender des Honorary Board der Organisation STOP (Stop Trafficking of People), die sich gegen Menschenhandel einsetzt. 2022 wurde ihm von der britischen Regierung der Ehrenrang eines Commanders der Royal Navy verliehen – eine symbolische Ehrung, die seine Verbundenheit mit der von ihm gespielten Bond-Figur unterstreicht.